Einleitung: Die steuerliche Unsicherheit bei Krypto-Assets
Die Besteuerung von Kryptowährungen bleibt im DACH-Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz) weiterhin ein komplexes und oft undurchsichtiges Thema. Obwohl in Deutschland das Bundesfinanzministerium (BMF) sowie der Bundesfinanzhof (BFH) einige Entscheidungen getroffen haben, bleiben viele Fragen offen, insbesondere zur besteuerung von kryptowährungen. Österreich und die Schweiz verfolgen wiederum teils andere Ansätze in der Besteuerung.
Mit der steigenden Bedeutung von Kryptowährungen und anderen Blockchain-basierten Vermögenswerten (z. B. NFTs, Staking- und Lending-Erträge) rücken steuerliche Fragen verstärkt in den Fokus. Besonders in Deutschland hat die Finanzverwaltung mit neuen Datenbeständen von Krypto-Börsen begonnen, gezielt Steuerpflichtige zu überprüfen. In Österreich wurde 2022 eine umfassende Reform zur besteuerung von kryptowährungen eingeführt, während die Schweiz durch ihre kantonalen Unterschiede eine flexible, aber ebenso herausfordernde Besteuerungspolitik verfolgt.
Dieser Artikel beleuchtet die steuerlichen Herausforderungen und Unterschiede in den drei Ländern und zeigt, welche Risiken, aber auch welche Möglichkeiten sich für Krypto-Anleger ergeben.
Inhaltsverzeichnis
Exkurs: Blockchain-basierte Vermögenswerte neben Kryptowährungen
Neben klassischen Kryptowährungen gibt es weitere digitale Vermögenswerte, die steuerlich relevant sind:
Non-Fungible Tokens (NFTs)
NFTs sind einzigartige digitale Vermögenswerte, die oft für Kunstwerke, Sammlerstücke oder digitale Identitäten genutzt werden. Anders als Kryptowährungen sind sie nicht austauschbar (fungibel). In steuerlicher Hinsicht gelten NFTs in vielen Ländern als wirtschaftliche Güter, sodass Gewinne aus dem Handel oder dem Verkauf steuerpflichtig sind. Besonders unklar ist derzeit noch die Einordnung von NFT-Einnahmen aus Royalties oder Weiterverkaufsprovisionen.
Staking-Erträge
Staking bezeichnet den Prozess, bei dem Kryptowährungen in einem Blockchain-Netzwerk hinterlegt werden, um Transaktionen zu validieren und Belohnungen zu erhalten. Diese Erträge werden in Deutschland und Österreich als Einkommen betrachtet und sind steuerpflichtig. In der Schweiz hängt die steuerliche Behandlung von der kantonalen Regelung ab.
Lending-Erträge
Beim Krypto-Lending verleihen Anleger ihre Kryptowährungen an andere Nutzer oder Plattformen gegen Zinsen. Die dabei erzielten Zinserträge gelten in den meisten Ländern als Kapitaleinkünfte und unterliegen daher der Einkommens- oder Kapitalertragsteuer.
Liquidity Mining und Yield Farming
Diese Methoden ermöglichen es Investoren, Liquidität für dezentrale Finanzplattformen bereitzustellen und im Gegenzug Belohnungen zu erhalten. Da diese Erträge oft in Form neuer Token ausgezahlt werden, können steuerliche Pflichten entstehen. In Deutschland und Österreich gelten sie meist als steuerpflichtige Einkünfte, während in der Schweiz die individuelle Einstufung durch die kantonalen Steuerbehörden entscheidend ist.
Play-to-Earn (P2E) Gaming-Erträge
Viele Blockchain-basierte Spiele bieten die Möglichkeit, durch das Spielen Kryptowährungen oder NFTs zu verdienen. Diese Einnahmen sind in der Regel steuerpflichtig, besonders wenn sie in handelbaren Kryptowährungen ausgezahlt werden.
Besteuerung von Kryptowährungen in Deutschland
Einkommensteuer und Spekulationsgeschäfte
In Deutschland werden Krypto-Assets als „andere Wirtschaftsgüter“ im Sinne von § 23 EStG behandelt. Dies bedeutet, dass Gewinne aus dem Verkauf von Kryptowährungen innerhalb eines Jahres steuerpflichtig sind. Nach Ablauf dieser Frist bleiben private Veräußerungsgewinne steuerfrei. Dies wurde durch das BFH-Urteil vom 14. Februar 2023 nochmals bestätigt, wenngleich die technische und wirtschaftliche Substanz von Kryptowährungen nicht ausreichend geprüft wurde.
Allerdings gibt es durch neue steuerliche Auswertungsmethoden und Kooperationen mit Krypto-Börsen ein erheblich höheres Entdeckungsrisiko für nicht versteuerte Einkünfte. Wer bisher keine oder fehlerhafte Angaben gemacht hat, sollte seine Situation dringend prüfen lassen.
Gewerbesteuer und Umsatzsteuer
Unternehmen, die mit Kryptowährungen handeln, Mining betreiben oder Staking-Erträge generieren, müssen sich zudem mit der Gewerbesteuer und der Umsatzsteuer auseinandersetzen. Hier fehlt oft eine einheitliche Linie, insbesondere bei der Frage, ob und wann Krypto-Transaktionen als gewerbliche Tätigkeit eingestuft werden.
Steuerstrafrechtliche Risiken
Wer Kryptowährungen in der Vergangenheit nicht deklariert hat, kann sich schnell in einem Steuerstrafverfahren wiederfinden. Vor allem für Beamte oder Personen mit besonderen Berufsgruppen kann dies gravierende Konsequenzen haben. In solchen Fällen ist eine steuerliche Selbstanzeige unter professioneller Begleitung dringend anzuraten.
Krypto-Besteuerung in Österreich
Kapitalertragsteuer auf Kryptowährungen
Österreich hat sich mit der Reform 2022 von der bisherigen Spekulationsbesteuerung abgewandt und erhebt nun eine Kapitalertragsteuer (KESt) von 27,5 % auf laufende Erträge aus Krypto-Assets sowie auf Veräußerungsgewinne. Dies bedeutet, dass es keine Haltefrist mehr gibt – Gewinne aus dem Verkauf von Kryptowährungen sind grundsätzlich immer steuerpflichtig.
Steuerliche Begünstigung für Altbestände
Ein wesentlicher Unterschied zu Deutschland ist, dass in Österreich Altbestände, die vor dem 1. März 2022 erworben wurden, steuerfrei veräußert werden können. Diese Regelung sorgt für eine große Planbarkeit für langfristige Investoren.
Gewerbliche Besteuerung und Umsatzsteuer
Ähnlich wie in Deutschland unterliegen gewerbliche Krypto-Tätigkeiten der Einkommens- und Umsatzsteuerpflicht. Die genaue Einordnung hängt stark von der individuellen Situation ab.
Krypto-Besteuerung in der Schweiz
Steuerfreiheit für private Kapitalgewinne
Die Schweiz verfolgt im internationalen Vergleich eine besonders freundliche Haltung gegenüber Kryptowährungen. Private Kapitalgewinne sind in der Regel steuerfrei, sofern keine gewerbliche Tätigkeit vorliegt. Dies macht das Land für Krypto-Investoren besonders attraktiv.
Vermögenssteuer und gewerbliche Besteuerung
Dennoch unterliegen Kryptowährungen der Vermögenssteuer, da sie als steuerpflichtiges Vermögen gelten. Der Wert wird zum Jahresende ermittelt und unterliegt der kantonalen Vermögenssteuer.
Wer jedoch als gewerblicher Händler agiert oder sich am Mining beteiligt, muss Erträge als Einkommen versteuern. Dabei ist die Abgrenzung zwischen privatem Handel und gewerblicher Tätigkeit oft unklar und muss individuell geprüft werden.
Gemeinsamkeiten + Unterschiede DACH-Raum
Land | Einkommen-Steuer | Kapitalertrag-Steuer | Gewerbe- Steuer | Vermögen- Steuer |
---|---|---|---|---|
Deutschland | 1 Jahr Haltefrist, dann steuerfrei | Nein | Ja, bei gewerblicher Tätigkeit | Nein |
Österreich | Keine Haltefrist, 27,5 % KESt | Ja, 27,5 % | Ja, falls gewerblich | Nein |
Schweiz | Steuerfrei für Privatpersonen | Nein | Ja, falls gewerblich | Ja |
Handlungsempfehlungen für Krypto-Investoren
- Dokumentation und Transparenz: Die Aufzeichnung aller Transaktionen, Wallet-Adressen und Erträge ist essenziell. Tools zur Krypto-Steuerberechnung können helfen, steuerliche Pflichten genau zu erfassen.
- Steuerliche Beratung einholen: Aufgrund der komplexen und oft unklaren Rechtslage lohnt es sich, einen Steuerberater mit Krypto-Expertise zu konsultieren.
- Risikomanagement betreiben: Wer bisher keine Krypto-Einkünfte deklariert hat, sollte eine mögliche Selbstanzeige in Erwägung ziehen, um steuerstrafrechtliche Konsequenzen zu vermeiden.
- Gesetzliche Entwicklungen im Blick behalten: Sowohl Deutschland als auch Österreich und die Schweiz können ihre steuerlichen Regelungen jederzeit anpassen. Regelmäßige Updates sind daher unerlässlich.
Fazit
Die Besteuerung von Kryptowährungen ist im DACH-Raum weiterhin ein dynamisches und herausforderndes Thema. Während Deutschland und Österreich verstärkt auf eine Besteuerung abzielen, bleibt die Schweiz vergleichsweise krypto-freundlich. Anleger sollten ihre steuerlichen Pflichten ernst nehmen, um hohe Nachzahlungen oder strafrechtliche Konsequenzen zu vermeiden. Eine fundierte Beratung und frühe Planung können dabei helfen, Risiken zu minimieren und legale Möglichkeiten optimal zu nutzen.